Seit mittlerweile weit über einem Jahr wütet Corona in Deutschland und zeigt gerade im digitalen Sektor gnadenlos die Versäumnisse der letzten Jahre und Jahrzehnte auf.
Aber auch Möglichkeiten, Chancen und positive Seiten.
Ladenschließungen, ausbleibende Zahlungen grade im Bereich des Gastgewerbes und der Gastronomie, existenzbedrohende Auswirkungen für viele Unternehmen und Selbstständige. Das ist ein Teil der negativen Seite. Auf der anderen Seite zeigt diese Pandemie uns, wie wichtig die Digitalisierung mittlerweile ist, um national und vor allen Dingen international mitteilen zu können und was alles verschlafen worden ist. Nun können wir die Dinge, die geschehen sind, nicht mehr ändern. Was wir aber können, ist in die Zukunft zu schauen, Perspektiven und Möglichkeiten zu erkennen und es dahingehend deutlich besser zu machen. Im Bereich B to C ist diese Denkweise zu einem großen Teil schon angekommen. Eine eigene Webseite oder andere Formen von Präsenz im Internet, zum Beispiel über Social Media, geben einen enormen Vorteil: man kann direkt und vor allen Ding immer mit seinen Kunden in Kontakt treten und der Kunde kann sich aus eigenem Antrieb informieren. Viele Unternehmen, Kleinunternehmer und Selbstständige wählen konsequent mehrere Wege aus, zum Beispiel eine Kombination aus eigene Webseite, informativen Blog, Instagram und Facebook. Trotzdem sieht man immer noch an jeder Ecke des Webs rudimentär gestaltete Webseiten mit einem Design der 90er Jahre, nicht angepasst für mobile Bildschirme und somit eklatant uninteressant für potenzielle Kunden. Dabei ist es so einfach sich nach außen hin professionell und gut zu präsentieren. Vielleicht mag man damit gar nicht mal unbedingt so die großen Sprünge machen, was die Anzahl der direkten Kunden angeht. Was ich aber entscheidend ändert ist die Reputation und Außenwirkung. Und da müssen wir dann auch über B to B reden, wo man sich vielerorts darauf verlässt, dass die großen Geschäfte über Kontakte außerhalb der digitalen Welt abgeschlossen werden. Nun geht es leider gerade in den jetzigen Zeiten nicht mehr wirklich. Dass man generell umdenken muss und damit auch erfolgreich sein kann, zeigt zum Beispiel Mercedes.
Teure Dinge und Besitztümer werden beim Händler mit persönlichem Kontakt gekauft.
Das ist das Denken und die Erfahrung der letzten Jahrzehnte. Sobald wieder eine postcoronale Normalität eintritt, wird es auch wieder vermehrt auf diesem Wege ablaufen. Nichts desto Trotz hat Mercedes einen Onlineshop etabliert, wo man ganz einfach über das Web ein Auto bestellen und zu sich nach Hause liefern lassen kann. Für mehrere 100.000 €. Einfach so. Und dieser Vertriebsweg wird auch nach Corona bestehen bleiben, da er sowohl für Käufer als auch Verkäufer durch aus enorme Vorteile mit sich bringt. Die aktuelle Krise ist in dem Fall vorbildlich genutzt worden, um moderne Vertriebswege zu etablieren und in eingefrorene Denkweisen einzugreifen.
SAP ist nach wie vor das einzige deutsche Unternehmen von Weltrang im IT Sektor.
Das mag erst mal ziemlich hart und nicht unbedingt der Wahrheit entsprechend klingen, besonders wenn man bedenkt, dass SAP nun wirklich kein junges Unternehmen mehr ist. Während zum Beispiel im Silicon Valley oder in Israel ein erfolgreiches disruptives Start Up nach dem anderen aus dem Boden schießt, herrscht in Deutschland Stillstand. Das richtig gute junge digitale Unternehmen in Europa entstehen können, zeigt aber das auch für die Zukunft glänzend aufgelegte Spotify aus Schweden. Corona ist noch nicht vorbei und wird die Art, wie viel Leben, wie wir arbeiten, wie wir lernen sehr nachhaltig verändern. Diese Chance müssen wir nutzen und die IT-Branche mit dem Priorität behandeln, die sie an Wichtigkeit inne hat. Dabei gibt es vielfältige Möglichkeiten, wo man ansetzen und die Defizite aufholen kann. Im Optimalfall entstehen auf diese Art und Weise dann in den kommenden Jahren und Jahrzehnten Unternehmen, die wieder ein Weltformat einnehmen und die Rolle sowie Möglichkeiten dieses Landes prägen. Theoretisch sind die Ressourcen und Möglichkeiten, sowohl auf technischer Seite als auch auf menschlicher Seite, sehr groß, sie liegen nur leider viel zu oft brach. Den Weckruf der Krise können und müssen wir nutzen, um die Digitalisierung massiv voranzutreiben. Darunter fallen eine neue digitale Infrastruktur, die beispielsweise nicht direkt zusammenbricht, wenn mal Schulunterricht online stattfindet. Im Bereich der Geschäftsprozesse lassen sich umfassende zukunftsweisend Neuerungen integrieren und entwickeln. Und selbstverständlich disruptive Start Ups, welcher zur Zeit bestehende Prozesse nachhaltig verbessern.
Es mangelt an Inspiration. Aber dieser Mangel an Inspiration ist auch hausgemacht.
Ende letzten Jahres hat unser Bundesgesundheitsminister Jens Spahn eine Pressemitteilung gemacht, die zumindest in meinem Umfeld etwas untergegangen ist. Dabei ist ihre Bedeutung eindeutig und dringlich: Corona Tests werden von nun an digital gemeldet und nicht mehr mit dem Fax. Für die Leute unter uns, die nicht wissen was ein Fax ist: es handelt sich hierbei um eine so genannte Fernkopie, bei welcher ein Blatt Papier eingescannt, über das Telefonnetz übertragen und beim Empfänger wieder ausgedruckt wird. Die Vorteile gegenüber der klassischen Brieftaube oder dem Morsen sind enorm, besonders wenn man Berührungsängste mit dem Neuland Internet hat. Leider ist Faxen ungefähr genauso zeitgemäß wie ein Verbot für Frauen Fußball zu spielen. Und leider handelte es sich bei dieser Aussage von Herrn Spahn nicht um ein Scherz, sondern um die bittere Wahrheit. Dieser technische Standard zieht sich durch alle Einrichtungen des Bundes. In gewissen Bereichen mag man darüber hinwegsehen können. Aber besonders bei unserem Nachwuchs, bei den Kindern in der Schule, da muss sich ganz schnell was ändern. Ideenreichtum im Nachwuchs und damit einhergehender Fortschritt in Unternemen, jung wie alt, wird schon direkt im aller ersten Schritt drastisch ein gebremst, weil der Jugend auf digitaler Infrastrukturebene ein rückständiger Input gegeben wird. Auf diese Weise kann keine Welle an Kindern die Vielfalt an geistigen Möglichkeiten entwickeln, die benötigt wird, um Veränderungen voranzutreiben.
Dabei sind die Bereiche zur Verbesserung sind genauso vielfältig wie die Möglichkeiten.
Man muss noch nicht mal das Rad neu erfinden. Es gibt so viele vorangehenden positive Beispiele, an denen man sich richten und von denen man lernen kann. Diese Krise bringt bei all dem negativen, was da mit kommt, hoffentlich eine dauerhaft andere Sicht der Dinge auf die Bereiche, in denen Verbesserung stattfinden muss. Erste Erfolge sind auch schon für jedermann ersichtlich und ich bin zuversichtlich, dass es voran gehen wird. Auf politischer Ebene zeigt sich sowohl unsere Bundesregierung, als auch die europäische politische Spitze langsam aufgeweckter und zieht in vielen Bereichen die richtigen Schlüsse. Dass wir nicht von heute auf morgen alles umwälzen können, sollte jedem klar sein, aber der Start ist gemacht. Und ganz nebenbei kann eine beschleunigte Digitalisierung auch einen generellen positiven Effekt auf die Wirtschaft dieses Landes und auf unsere Gesellschaft haben.